Edgar Ludwig Gärtner

Edgar Ludwig Gärtner

Mittwoch, 13. Juni 2012


Was ist (Selbst-)Bewusstsein?

Edgar L. Gärtner

Schon seit Sigmund Freuds „Entdeckung“ des Unbewussten, spätestens aber seit den neurophysiologischen Experimenten von Benjamin Libet (1916-2007) in Kalifornien gilt der Mensch nicht mehr als Herr im Hause des eigenen Ich. Nach Libet sei es „eine unumstößliche und experimentell bewiesene Tatsache, dass eine Handlung immer schon ausgeführt ist, wenn sich das Gehirn ihrer bewusst wird“, erklärt einer seiner Nachfolger, der bekannte amerikanische Hirnforscher Michael Gazzaniga, in seinem neuesten Buch „Who’s in Charge? Free Will and the Science of the Brain“. Damit scheint sich Gazzaniga auf den ersten Blick der durchaus gängigen deterministischen Fehlinterpretation der Experimente Libets anzunähern. Die deutsche Übersetzung des Titels seines Buches („Die Ich-Illusion“) leistet diesem Missverständnis noch (bewusst?) Vorschub. In Wirklichkeit vertritt Gazzaniga in seinen Ausführungen über die strafrechtliche Verantwortung eher die gegenteilige Position, indem er die individuelle Verantwortung unterstreicht.